Diese Wildpferde haben gelernt sich anzupassen:
Bei 45 Grad und ohne Schatten überleben diese so anpassungsfähigen Pferde bereits seit über 100 Jahren in der Hitze der Wüste Namib. In dem kleinen Ort Garub*, 20 km westlich des Orts Aus können die Wildpferde heute noch beobachtet werden.
Aber wie kamen die Wildpferde überhaupt dorthin?
Die Namib-Wüste:
Unbarmherzige Sonne und beeindruckende Wüstenlandschaft
Die Sonne brennt unbarmherzig auf die beeindruckende Wüstenlandschaft der Namib-Wüste herab – und eigentlich ist es kaum vorstellbar, dass sich bei Temperaturen um die 45 Grad irgendein Lebewesen hier länger aufhalten oder gar überleben kann.
Doch sie haben es geschafft: die wilden Pferde Namibias, die Namib-Pferde, bewohnen seit mehr als 100 Jahren dieses Gebiet und das ganz ohne menschliches Eingreifen. Somit konnten die verwilderten Pferde sich fast isoliert entwickeln, so dass man mittlerweile von einer eigenen Pferderasse, den „Namibs“ sprechen kann.
Woher kommen die Namib-Pferde?
Diese Frage war sehr lange Zeit umstritten. Klar war lange Zeit nur, dass es ursprünglich keine Wildpferde in der Namib-Wüste gab, sodass die Pferde nur durch menschliches Eingreifen dort eingeführt werden konnten.
Einige verweisen auf einen Frachter mit Pferden und anderen Nutztieren, der Ende des 19. Jahrhunderts ca. 25 km südlich der Oranjemündung (200 km von Garub entfernt) ankam.
Wiederum erwähnen andere die Pferdezucht von Hansheinrich von Wolf (auf dem Schloss Duwisib 250 km nordöstlich von Garub). Doch gab es dort immer, auch während Abwesenheit und Tod von Wolfs im 1. Weltkrieg, einen Farmverwalter. Und aus den Büchern geht bis Ende der Dreißiger nicht hervor, dass irgendwelche Pferde verloren gegangen wären. Auch wurde schon bereits in den Zwanziger Jahren über die Wilden Pferde bei Garub berichtet.
Ungewöhnlich ist auch, dass Pferde über so weite Strecken wandern, normalerweise bleiben sie in bekanntem Gebiet. Also liegt es nahe, dass die Wildpferde von Tieren aus der Nähe von Garub und Aus abstammen und die ersten beiden Theorien nicht in Frage kommen. Auch können einzelne, entlaufene Pferde kaum den Grundstock zu der heutigen Herde gelegt haben, da die Vielfalt der Merkmale und Anzahl der Pferde auf eine größere Ursprungsgruppe schließen.
Eine andere Theorie sagt, dass es während des 1. Weltkrieges bei Aus 2000 stationierte Pferde (wahrscheinlich Trakehner), der deutschen Schutztruppe gab und die hätte auf ihrem Rückzug vor den südafrikanischen Truppen die Pferde zurückgelassen. Allerdings verlief der Rückzug weitgehend geordnet.
Zugleich gibt es in Berichten noch einen Hinweis auf weitere Pferde: 10.000 südafrikanische Soldaten hatten im März 1915 mit 6000 Pferden ihr Lager bei Garub aufgeschlagen. Dort befand sich ein Bohrloch. Dieses versorgte die Dampfloks der nahe gelegenen Eisenbahnlinien mit Wasser. Also befanden sich ca. 8000 Pferde in einem Umkreis von 30 km am Rande der Wüste!
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In einem später verfassten Militärbericht heißt es:
„Am Morgen des 27.03. flog der unermüdliche Fliegerleutnant Fiedler nach Garub und warf mit gutem Erfolg Bomben in das feindliche Lager und unter etwa 1700 weidende Pferde der Kavallerie und richtete eine große Verwirrung an“ (Hans von Oelhafen: Der Feldzug in Südwest 1914/15, Berlin 1923, S. 117).
Da die südafrikanischen Verbände kurz vor der Offensive standen und den zurückweichenden deutschen Soldaten hart auf den Fersen bleiben sollten, verzichteten sie wahrscheinlich in der Eile darauf alle entlaufenen Tiere wieder einzufangen.
Das Bild vervollständigt sich durch ein weiteres Indiz auf das der Hobby-Historiker Walter Rusch in Fotoalben des Bürgermeisters von Lüderitz (1909 – 1914), Emil Kreplin stieß. Er fand Aufnahmen einer Pferdezucht auf Kubub südlich von Aus. Kreplin ließ dort Arbeitstiere für den Bergbau züchten und Rennpferde für das wachsende Lüderitz.
Die Aufnahmen der Zuchthengste von Kubub und Duwisib weisen sehr starke Ähnlichkeiten auf und man erkennt auf den Fotos der Kreplin-Zucht Merkmale der Pferde, die sich auch 90 Jahre später noch bei den wilden Pferden finden. Im Wesentlichen handelt es sich um Charakteristika von Kap-Boerperd, Hackney und Trakehner.
Folglich kann man sagen, dass der Kern der Herde aus Pferden der südafrikanischen Armee, der deutschen Truppen und des Kreplin Gestüts (mit Verbindung zur Pferdezucht von Hansheinrich von Wolf auf Schloss Duwisib) bestand, die nach einem Bombenanschlag in die Freiheit entfliehen konnten.
Die versprengten oder zurückgelassenen Tiere sammelten sich in den Bergen um Aus, wo es viele natürliche Wasserstellen gibt. Da es damals noch keine Zäune gab stießen während der Depression und dem Siegeszug des Automobils wahrscheinlich weitere herrenlos gewordene Tiere hinzu.
Im Lauf der Zeit lernten sie den extrem heißen Bedingungen standzuhalten und konnten daher auch ohne menschliches Eingreifen überleben. Durch die Geschichte wird aber deutlich, dass es sich bei den Namib-Pferden, wie auch bei den Mustangs in den USA oder den Brumbies in Australien, nicht um „echte“ Wildpferde handelt: im Grunde entstammen sie domestizierten deutschen Pferden und haben sich lediglich von diesen weiterentwickelt. Physisch gesehen jedoch unterscheiden sie sich kaum von normalen Pferden.
Wie konnten die Namib-Pferde überleben?
Man muss es wirklich so sagen: die Namib-Pferde hatten einen wahren Schutzengel. Regelrecht durch einen Zufall wurden 1908 bei Kolmanskop (nahe der Hafenstadt Lüderitz) Diamanten gefunden. Daraufhin erbaute die damalige deutsche Kolonialverwaltung ein Sperrgebiet, welches sich bis zu 100 km in das Landesinnere hineinzog und von niemanden betreten werden durfte.
Die nächsten 80 Jahre lang konnten die Herden der Namib-Pferde hier völlig ungestört und ohne menschlichen Einfluss leben und lernen, sich den harten Bedingungen einer Wüste anzupassen. Für ihr Überleben sorgte hierbei ein weiterer Glücksfall: das Bohrloch nahe des Ortes Garub, welches die nahe gelegene Dampfeisenbahn mit Wasser versorgte. Hier blieb jedoch so viel Wasser über, dass auch die Pferde stets genügend versorgt waren und nicht verdursteten.
1986 schließlich übergab die Minengesellschaft 350 Quadratkilometer des Sperrgebietes an den Naturschutz, wodurch sowohl der Lebensraum als auch die Zukunft für die Tiere gerettet wurde. Das Gebiet um Garub, das in das Sperrgebiet II fiel wurde dem Namib Naukluft Park angegliedert.
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Um einen Überblick über den Bestand zu bekommen fand im Jahr 1985 eine erste Zählung der Tiere statt. Seither schwankt die Zahl der Herdenmitglieder zwischen 89 und 280 Pferden. Diese Schwankungen lassen sich aber auch auf Zeiten großer Trockenheit zurückführen und sind daher normal.
Wo kann man die Namib-Pferde heute noch besichtigen?
Für die Region im Süden Namibias ist das Beobachten der Wildpferde bereits ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Menschen sind begeistert von den wilden Tieren, die sich meist langsam und gemächlich bewegen, um bei den heißen Temperaturen nicht zu viel Energie zu verlieren. Zweifellos sehen die Pferde stets eindrucksvoll und kräftig aus, besonders wenn die vielen Muskeln der starken Hengste in der Sonne aufschimmern.
Wer sich vorab schon einmal über die Wildpferde informieren möchte, kann dies in einem neu gebauten Infocenter in dem Ort Aus tun, in dem auf Schautafeln über das Leben und die Geschichte dieser beeindruckenden Tiere informiert wird.
Hier die Wichtigsten:
Erleben Sie die Namib-Pferde hautnah
Natürlich aber sollte man es sich nicht entgehen lassen die Tiere auch in Natura anzusehen. Hierfür muss man die Nationalstraße B4 von Aus nach Lüderitz nehmen. 20 km von Aus entfernt, zweigt dann ein kleiner Schotterweg nach rechts von der Straße ab (kann auch mit normalem Auto befahren werden).
Dieser Weg führt direkt zu der Tränke bei *Garub, zu der die Pferde häufig zum Trinken kommen und beobachtet werden können. Damit die Touristen hierbei nicht in der Sonne verbrennen gibt es zum Schutz für Sie sogar einen hölzernen Unterstand.
In jedem Fall ist ein Besuch der Wildpferde ein echt sehr beeindruckendes Erlebnis!
* Garub war einst eine kleine Bahnstation, die sich an der Eisenbahnlinie von Aus nach Lüderitz befand und die 1906 fertig gestellt wurde. Lüderitz verfügte über kein Trinkwasser und so wurde das Wasser in Fässern per Eisenbahn von Garub an die Küste (120 km) gebracht. Später bekam Lüderitz eine Wasserleitung und 1990 wurde die Bahnstation in Garub stillgelegt. Noch heute kann man das kleine Bahnhäuschen besichtigen.
Bo Wo meint
Die verwilderten Pferde in der Namib sind vom aussterben bedroht.
Seit 2012 hat kein, oder 1 ?, Fohlen überlebt. Das grösste Problem sind die Wasserstellen, zu wenige, zu weit auseinander und mangels Geld nicht gepflegt. Die Station in Guraib allein reicht nicht. Da das aber eine Touri-Besichtigungsstelle ist, gibt es genügend die sich einer Umsiedelung widersetzen. Zur Zeit ist die Besichtigung der Pferde noch kostenlos. Warum? Ein kleines Eintrittsgeld , es wären die Mittel da, um die Pferde zu versorgen. Aber dann sind es ja keine „Wildpferde“ mehr.
Es lebe der Tourismus .
Viele Grüsse an alle Pferdeliebhaber.
Bo
Tina meint
Die Pferde gehören dort nicht hin! Das Leben ist für sie dort viel zu hart. Es gab einen Plan sie umzusiedeln, aber dass ist leider nicht geschehen. So viel Leid. Siedelt die Pferde bitte endlich um!