Man glaubt es kaum und weiß darüber noch weniger – doch auch im dicht besiedelten Europa gibt es noch echte Wildpferde. In Rumänien leben 2500 dieser robusten Tiere im Donaudelta und wurden von den örtlichen Behörden zum Tode verurteilt. Doch dank dem Tierschutzverein „Vier Pfoten“ und seinem Rettungsprogramm können die Wildpferde nun wieder Hoffnung haben. Aktualisierung März 2012: Aufgrund des effektiven Einsatzes von VIER PFOTEN, haben die Pferde aus Letea wieder eine reelle Chance in freier Wildnis zu leben (siehe Video von vier Foten im Artikel) Rumänien – obwohl Mitgliedsland der Europäischen Union und damit Teil einer großen und vor allem dicht besiedelten Wirtschaftsnation ist dies ein Land, in dem es noch einen Lebensraum für echte Wildpferde gibt.
Dieser wurde bislang durch das Naturparadies des Donaudelta gewährleistet. Jedoch sehen Umweltverbände seltene und geschützte Pflanzenarten in Gefahr, sodass die Behörden die freien Wildtiere zum Abschuss frei gaben – ein Vorhaben, das von „Vier Pfoten“ zunächst aufgeschoben werden konnte. Hier gibt es nun sowohl Informationen über die rumänischen Wildpferde selbst, als auch über das Notrettungsprogramm vom Tierschutzverein „Vier Pfoten“.
Hartnäckig und robust – diese Tiere konnten sich schon immer durchsetzen
Wie alle Wildpferde, mussten auch die rumänischen Tiere bereits früh und vor allem schnell lernen sich in der freien Natur zurecht zu finden. Ursprünglich dienten sie als Arbeitstiere in den Kolchos: In diesen landwirtschaftlichen Großbetrieben arbeiteten sie auf dem Feld und zogen schwere Karren umher, sodass sie für die Arbeiter von großer Bedeutung waren. In den späten 1960er Jahren setzte allerdings auch in Rumänien die Industrialisierung ein, was vor allem durch den westlich orientierten Regierungschef Nicolae Ceausescu gefördert wurde.
So war bald kein Platz mehr für die genossenschaftlichen Kolchos, sodass auch die Pferde zunächst ihren Nutzen und damit auch ihren Wert verloren. Sie wurden sich selbst überlassen und konnten sich damit in der freien Wildbahn weiter entwickeln. Auf natürliche Weise bildeten sich Herdenstrukturen und die Tiere lernten sich auf robuste und hartnäckige Weise der freien Natur anzupassen und sich dort durchzusetzen. Bis heute ist so eine rund 2500 große Wildpferdepopulation entstanden.
Lebensraum: Das Naturgebiet Donaudelta
Als Lebensraum diente ihnen das einzigartige Naturgebiet des Donaudeltas. Dieses stellt einen Schnittpunkt zwischen europäischer und asiatischer Fauna dar, sodass es den Lebensraum für seltene und bedrohte Pflanzenarten darstellt. Mit Hinsicht auf die Wildpferde handelt es sich hier allerdings um einen eher suboptimalen Lebensraum: dieses rumänische Marschland bietet nur eine geringe Menge seltener Pflanzen und weniger Bäume, sodass ein akuter Nahrungsmangel vorprogrammiert erscheint.
Umweltschützer forden den Tod der Wildpferde
Es mag zunächst konträr klingen, dass gerade Umweltschützer sich auf Seiten der Behörden stellen und damit ebenfalls für ein Abschießen der Wildtiere plädieren. Allerdings verstehen diese sich als Vertreter der bedrohten Pflanzenarten und wollen daher eben diese schützen.
„Vier Pfoten“ erstellt Notrettungsplan und erzielt damit großen Erfolg
Dass die rumänischen Wildpferde bislang noch leben, ist wohl nur dem Tierschutzverein „Vier Pfoten“ zu verdanken. Dieser stellte Sofortmaßnahmen bereit, um so der Tötung der Tiere zuvor zu kommen. Bereits im Winter 2010 konnte der Verein das Aussterben der Tiere verhindern: durch die Kälte war hier das Nahrungsangebot besonders knapp, sodass nur durch das Zufüttern von mehr als 100 Tonnen Futter ein weiteres Aussterben der Tiere verhindert werden konnte. Diese Art der Zufütterung ist hierbei jedoch nur ein Teil des Rettungsplans von „Vier Pfoten“. So sollen aus Wildpferdeexperten und Veterinären Teams zusammengestellt werden, welche die folgenden Maßnahmen zur Kontrolle der Wildpferdepopulation durchführen sollen:
- Kastrierung von Hengsten, die innerhalb der Herde keine Führungsposition inne haben
- Impfung der Tiere wie auch eine generelle tierärtliche Versorgung, sodass eine gesunde Population gewährleistet wird
- Einsetzen von Chipkarten, um damit die Tiere einfacher überwachen zu können
Das Hauptziel von „Vier Pfoten“ ist damit klar gesteckt: Pferde und Natur sollen in einem natürlichen Einklang leben, sodass der Erhalt der Wildpferde unter Berücksichtigung einer geschützten Fauna gewährleistet werden kann.
Der Rettungsplan von „Vier Pfoten“ zeigt großen Erfolg: Die Behörden haben in den Notrettungsplan eingewilligt und sehen vorläufig davon ab, die Wildpferde abzuschießen.
Dennoch ist das Leben der rumänischen Wildpferde weiterhin in größter Gefahr: die Anzahl der Umwelt- und Pflanzenschützer wird immer größer – und damit auch der Druck auf die Behörden die Tiere abzuschießen. Der Notrettungsplan ist damit also keinesfalls eine endgültige Garantie, dass die wilden Tiere überleben können. Er konnte zunächst die Situation entschärfen und die Behörden von ihrem Vorgehen abhalten. Um eine langfristige sichere Situation zu erzielen, muss der Rettungsplan auch wirklich durchgeführt und implementiert werden, um damit den Wildpferden einen sicheren Lebensraum zu garantieren.
Sie sind gefragt: Bereits eine kleine Spende kann helfen ein wahres Kulturgut zu erhalten. Denn wenn die rumänischen Wildpferde aussterben, sind neben den Dülmener Wildpferden in Deutschland wohl wirklich die letzten Wildpferde des Abendlandes untergegangen.
Aktualisierung März 2012:
Aufgrund des effektiven Einsatzes von VIER PFOTEN, haben die Pferde aus Letea wieder eine reelle Chance in freier Wildnis zu leben. Video von Vier Pfoten bei Youtube:
httpv://youtu.be/rf0vKePzfew
Hier finden Sie zudem mehr Informationen über den Tierschutzverein „Vier Pfoten“.
Surf-Tipp
Weitere Berichte zu Wildpferden:
Petra meint
Ich finde es gut, dass „VierPfoten“ sich gegen das Fangen und Abtransportieren der Wildpferde einsetzt. Allerdings finde ich es sehr fraglich, in oben genanntem Umfang – Impfen, Entwurmen, Zufüttern, medizinisch betreuen – in den Lebensablauf und-raum der Donau-Wildpferde einzugreifen. Diese überleben ohne „Einmischung“ seit mehr als 30 Jahren und das macht wohl auch die Bezeichnung „Wildpferd“ aus. Die Lage dort im Donau-Delta scheint mit den angeblich vorhandenen 2 500 Pferden schon angespannt zu sein. Und das ist auch eine ganz schöne Menge. Durch die medizinische Betreuung und Zufütterung wird sich der Bestand viel schneller erhöhen. Sobald Menschen ins natürliche Geschehen eingreifen, wird es nie eine Balance geben können. Dass die Pferde sich dort überhaupt befinden, geht auf unverantwortliche Menschen zurück. Dass sie sich dort etablieren können, zeigt, dass es natürlich (von Natur aus) möglich ist. Nun aus diesem „Tierschutz-Gedanken“ heraus die Tiere zwangsbetreuen zu wollen, ist auch für die „Wild“-Pferde in jedem Fall immer mit Stress verbunden. Ob man ihnen und der Natur damit dort einen Gefallen tut, wage ich zu bezweifeln. Die Natur hat keine Chance mehr regulieren zu können. Der Mensch domestiziert und reguliert! Dann gibt es keine Wildpferde mehr!!! … sondern nur noch herumstreunende verwahrloste Hauspferde.
Paul meint
-Wozu? Die produzieren ohnehin wohl kaum Nachwuchs und Wallache fressen genauso viele seltene Pflanzen, wie Hengste, daher ist das sinnlos! Außerdem kann sich die Struktur in einer Herde mit der Zeit verändern und ein Tier in der Rangordnung aufsteigen. Wollen Sie hier „Wildtiere“ als solche erhalten, oder nach Ihrer eigenen Vorstellung „züchten“? Dann sind sie nicht mehr selbstbestimmt.
-Wozu das denn? Mustangs wurden jahrhundertelang nicht geimpft und behandelt und sind gerade deshalb kerngesund. Es werden immer ein paar weniger resistente Tiere auf natürliche Weise sterben. Das ist gut so. Fleischfressende Tiere wollen auch leben und an einer unkontrollierten Vermehrung der Pferde kann auch keinem gelegen sein. Dann werden sie letztlich doch alle geschlachtet.
Laßt die Tiere doch freie Tiere sein, einfach Natur: nicht füttern, nicht kastrieren, nicht chippen, nicht impfen, nicht behandeln. Das kostet nichts, ist das Beste für die Entwicklung eines gesunden Bestandes und beugt der Überpopulation vor. Nur so geht´s und alles andere ist sinnlose Mühe und Geldverschwendung! Paul D.
Ildiko Rechlin meint
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Video mit dem Pferd, dessen Hinterbeine gefesselt waren, hatte mich zu Tränen geführt. Wie dankbar das Pferd nach der Befreiung war! ich bewundere Menschen, die anderen hilfebedürftigen Lebewesen helfen, ob Mensch oder Tier, wir benötigen irgendwann alle Hilfe.
Es ist eine Schande, daß die rumänische Regierung seltene Pflanzen für wichtiger erachtet, als Lebewesen! So wunderschöne und liebe Geschöpfe wie die Wildpferde , die keinem Weh tun. Im Gegenteil, die rumänische Regierung sollte stolz auf solche Tiere sein, denn es gibt nicht mehr viele davon auf der Welt. Man sollte sie schützen und behüten. Sicherlich sollte man die Umwelt, die Natur auch schützen und erhalten, aber wie viel mehr Wert sind denn solche wundervollen, selten schöne Wildpferde als Pflanzen!
Meiner Meinung nach sollte man die Pferde in ein anderes Gebiet umsiedeln, wenn es zu keiner Einigung mit der Naturschutzorganisation kommt, in ein Gebiet, wo die Pferde in Ruhe leben und sich vermehren können. Sodaß die Menschheit stolz darauf sein kann, daß es so wunderschöne Tiere in Europa noch gibt! Eine Umsiedlung wäre wohl kostengünstiger und humaner, als eine Kastration. Und beide Seiten wären zufrieden, sowohl die Naturschutzorganisation wegen der seltenen Pflanzen, als auch die Tierschützer. Man könnte allerdings die Pferde auch in ihrem gewohnten Gebiet leben lassen, wenn man die seltenen Pflanzen mit Zäunen schützen würde, sodaß die Wildpferde auch genügend Platz zum Leben hätten. So könnte man beides schütze, die Pflanzen und die Pferde.Lassen Sie nicht zu, daß so wundervolle Geschöpfe vernichtet werden! Wir menschen brauchen die Tiere im Einklang mit der Natur, wir dürfen sie nicht vernichten, wir müssen sie schützen und bewundern, stolz darauf sein, daß es sie noch gibt!
A, MInarzyk meint
Ich kann mich nur wundern. Derzeitige Lösung: Verhütungsmittel für die Stuten! Wie lange soll das gehen, wie lange ist das finanzierbar?
Man sollte hier vielleicht mal einen Blick über den Tellerrand werfen, wie vergleichbare Populationen woanders effektiv gemanaged werden:
Einmal im Jahr Roundup, Herausfangen eines zur Populationskontrolle festgelegten Kontingents von Jungpferden und Verkauf/Versteigerung derselben. Kontrolle des Stutenbestands (der limitierende Faktor der Population!). Gesundheitscheck. Das funktioniert bei Dülmenern, Marismenos, Asturcones, Galicenos, Chincoteague Ponys, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Auch und gerade in Naturschutzgebieten mit vergleichbaren Bedingungen, wo die Pferde z.T. sogar bewusst eingesetzt werden, um das Gelände für Bodenbrüter offen zu halten.
Der Zusammentrieb ist fast überall ein gewinnträchtiger Touristenmagnet, und die so an den Mensch gebrachten Pferde und Ponys landen nicht auf dem Schlachthof, sondern erfreuen sich höchster Wertschätzung: Hervorragende Gebrauchspferde, tolle Freizeitpartner, und in verschiedenen Disziplinen abseits vom reiterlichen Mainstream auch sportlich absolut brauchbar.
Ja, okay. Das Zusammentreiben ist aufregend für die Pferde. Für die Behandlung mit dem Verhütungsmittel braucht es das aber auch. Und das Herausnehmen der Jungpferde würde immerhin die Sozialstruktur der Pferde weitgehend intakt lassen, da diese sich in dem Alter auch natürlicherweise aus ihrer Elternfamilie lösen. Der Einsatz des Verhütungsmittels hingegen erzeugt eine absolut unnatürliche Situation: Stuten, die nicht mehr in Östrus geraten, Hengste, die trotzdem in Paarungslaune sind, kein Nachwuchs um den Pferd sich kümmern, keine nachwachsende Konkurrenz, mit der es sich auseinandersetzen muss, und eine sukzessive Überalterung der Population.
Sofern man nicht grundsätzlich dagegen ist, dass Pferde überhaupt für Arbeit, Sport und Freizeit genutzt werden, wäre dies doch wohl das Naheliegendste. Es handelt sich schließlich um Hauspferde, verwilderte, aber nichts desto trotz, die sich, anders als echte wilde Equiden, an Menschen gewöhnen und erziehen lassen), Das Einzige, was hier nötig wäre, ist ein geeignetes Marketing, sprich, für diese robust aufgewachsenen Pferde ordentlich die Werbetrommel rühren: Wozu Mustangs aus den USA importieren (gerade groß in Mode!), wo doch Europa eigene Wildpferde hat? Der Markt dafür ist vorhanden. Man braucht nur mal einen Blick in die aktuellen Verkaufsanzeigen werfen, wo der aktuelle Preisspiegel für ein gesundes, unverdorbenes Jungpferd liegt. Ein guter Aufhänger wäre, die bekannten Horsemanship-Trainer zu kontaktieren, ihnen eine Auswahl dieser „Euromustangs“ zur Ausbildung zu überlassen, mit anschließender, publikumswirksamer Versteigerung derselben, nachdem sie gezeigt haben, was man daraus machen kann. Dann würden diese Pferde nämlich nicht mehr als Ungeziefer betrachtet, sondern als was Besonderes, Schützens- und Erhaltenswertes. Es wäre die nachhaltige, langfristige Lösung. Für alle.