Wenn man an Wildpferde denkt, fallen einem zuerst die Mustangs in den USA oder vielleicht auch die Brumbies in Australien ein – doch sollte man doch erst mal vor seine eigene Haustür schauen: deutsche Wildpferde gibt es auch!
Sie leben auf der Wildpferdebahn im Naturschutzgebiet des Merfelder Bruch (12 km westlich von Dülmen, Münsterland) und sind die letzte Wildpferdeherde in Europa.
Das Dülmener Wildpferd
… ist eines der ältesten deutschen Pferderassen und wurde erstmal 1316 schriftlich erwähnt. Zu dieser Zeit noch war das Gebiet der Wildpferde immens groß und ungefährdet, sodass sich die Pferde auf mehreren tausend Hektarn ausbreiten konnten. Doch wie es überall geschah blieben auch diese Pferde nicht verschont: in Zeiten einer sich immer weiter ausbreitenden Urbanisierung wurden die Pferde in ihrem Lebensraum immer weiter eingeschränkt.
Im Gebiet des Merfelder Bruch schon immer zu Hause schrumpfte die Anzahl dieser Pferde auf kritische Zahlen hinunter, sodass sie schließlich vom Aussterben bedroht waren. Ihr Retter in der Not hieß Herzog Alfred von Croy, der sich 1847 den Pferden annahm und auf seinem Großgrundbesitz ein Reservat für die letzten noch lebenden Wildpferde errichtete. Diese so genannte Wildpferdebahn wurde bereits mehrfach vergrößert, um dem wachsenden Bestand der Herde gerecht werden zu können (heute zählt die Herde bereits ca. 300 Mitglieder).
Wie leben die deutschen Wildpferde?
Das heutige Schutzgebiet der Wildpferde umfasst 350 Hektar und bietet damit viel Platz für die rund 300 Wildpferde. In diesem Gebiet gibt es verschiedene Landschaftszonen, sodass sowohl dichte Wälder als auch weite Wieseflächen zu finden sind.
Die Tiere leben in Familienherden und sind gänzlich auf sich allein gestellt. Weder Hufschmied noch Tierarzt sind je an diese Pferde heran gekommen: dadurch haben kranke und schwache Tiere nicht überlebt und eine natürliche Selektion hat statt gefunden. Durch diese haben nur die robusten Pferde überlebt und ihre Erbmerkmale immer weiter gegeben. Aus diesem Grund besteht die Herde heute fast nur noch aus starken und resistenten Tieren, die wirklich alleine in der freien Wildbahn überleben können.
Einen Unterstand finden die Tiere unter den Baumkronen der Wälder:
Hier werden sie sowohl von Regenfällen, als auch vor starkem Sonneneinfall geschützt. Menschliches Eingreifen ist generell nicht vorgesehen, lediglich in eisigen Wintern wird etwas mit Heu und gegebenenfalls Silage hinzugefüttert. Wer die Pferde in ihrem natürlichen Leben besichtigen möchte kann dies von den umliegenden Spazierwegen tun – wirklich faszinierend!
Wildpferdefang – immer am letzten Samstag im Mai
Da es sich bei den Dülmener Wildpferden um eine natürliche Populataion handelt, die sich immer weiter ausbreitet, das Gebiet des Lebensraumes jedoch nicht weiter ausgedehnt werden kann, entsteht schnell ein Problem. Zudem gibt es im Gebiet des Merfelder Bruch keine natürlichen Jäger, die die Anzahl der Pferde reglementieren könnte: weder Bär noch Wolf sind in diesem Gebiet zu finden. Hengste ab einem Jahr jedoch wollen ihre eigene Herde gründen und sich in Machtkämpfen mit anderen Jünglingen behaupten. Diese Kämpfe können teilweise sehr gefährlich werden und sind aufgrund des Platzmangels keineswegs sinnvoll.
Besucher willkommen!
Daher ist seit 1907 eine Tradition entstanden, die dieses Problem löst: immer am letzten Samstag im Mai wird die gesamte Herde in eine Arena getrieben. Dort werden die Jünglinge aus der Herde herausgejagt und gefangen – mit den bloßen Händen! Das solllte man sich echt nicht entgehen lassen! Die jungen Hengste werden dann unter den Besuchern versteigert oder verlost und so ihrer Freiheit beraubt – jedoch ist dies immer noch besser, als wenn die gesamte Herde in Gefahr gebracht werden würde. Als Hauspferd ist die Rasse der Dülmener besonders als Kinderreitpony oder Kutschpferd beliebt.
Warum braucht man überhaupt noch Wildpferde?
Wildpferde, unabhängig davon wo auf der Welt sie leben, sind nicht nur ein Symbol von Freiheit und Ursprünglichkeit: in Zeiten zukünftiger Überzüchtung werden wir sie brauchen. Die heutige Pferdezucht, aus der auch unsere heutigen domestizierten Hauspferde stammen, ist darauf ausgerichtet Pferderassen in bestimmte Richtungen zu züchten: manche Pferderassen sollen besonders schnell, mit langen Beinen ausgestattet und temperamentvoll, andere eher klein, gutmütig und kinderfreundlich sein.
So werden im Laufe der Züchtung gewisse Erbmerkmale immer weiter ausgeprägt, während andere immer mehr verloren gehen. Bei den verloren gegangenen handelt es sich meistens um die Charakteristika, welche die Ursprünglichkeit des Pferdes darstellen. Natürliche Verhaltensweisen wie bestimmte Instinkte oder auch die einfach robustere Gesundheit werden dem Pferd also immer fremder – keine guten Aussichten!
Daher wird es in Zukunft sehr wichtig sein genau diese Merkmale wieder in unsere Hauspferde hinein zu züchten – der Zeitpunkt also, wo die Wildpferde wieder eingesetzt werden. Werden diese Pferde mit ihren ursprünglichen und natürlich geprägten Merkmalen mit unseren Hauspferden gekreuzt, so werden ihre Merkmale auch wieder eingezüchtet. Auf diese Weise werden unsere Pferde ihrem eigentlichen Wesen wieder ähnlicher, was sowohl für sie, als auch für uns Reiter ein echter Vorteil ist!
Surftipp:
Weitere Informationen gibt es unter www.wildpferde.de
Weitere Berichte zu Wildpferden:
- Wildpferde in den USA – Amerikanische Mustangs
- Wildpferde in Namibia – Namib-Pferde
- Wildpferde in Rumänien
- Wildpferde in Kanada – Sable Island Ponies
- Wildpferde in Frankreich – Camargue Pferde
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Olga Timofeeva meint
Ist es jede Zeit möglich, die Wildpferde zu besuchen? Oder gibt es bestimmte Öffnungszeiten für Besuche? Wie kommt man hin (nächster Flughafen und weiter)? Gibt es Hotels oder Ferienräume in der Nähe?
Herzlichen Dank im voraus für ihre Antwort.
Melanie Sukowski meint
Kann man die Wildpferde auch züchten um Ihren bestand zu vergrößern und Sie auch zähmen??
Ich meine damit mein Traum war schon immer Wildpferde zu zähmen und Ihren bestand zu vergrößern und wüsste zu gern ob man es auch in Deutschland machen darf oder nur in Australien und USA!
Ich danke Ihnen schon mal im voraus für Ihre Antwort!
Mila meint
Ich denke, wenn man sie zähmt sind sie ja keine Wildpferde mehr oder?
Liebe Grüsse
Velte bettina meint
Wollte fragen ob man in der Nähe Urlaub machen kann um die Pferde ein wenig zu beobachten in freier Wildbahn. Gibt es über Reitferien oder Pensionen Prospekte?
Mit freundlichen Grüßen B.Velte.
Snöflinga meint
Mich interessiert, weshalb man den Bestand nicht durch Geburtenkontrolle – Kastrationen kontrollieren kann, ohne den Tieren ihre Freiheit zu nehmen?? Weshalb investiert man nicht in die Wildpferde und somit in den Natur- und Artenschutz? (Ich verstehe, dass der positive Nebeneffekt, für den Menschen, die Einnahmen bei der Versteigerung des armen Wildpferdes sind, …jedoch sollte die Angelegenheit im Sinne der Pferde verlaufen und die Kastrationen wären die einzige vernünftige Lösung). Die Wildpferde einzufangen und zu zähmen ist ein grober, negativer Eingriff in das Leben der Pferde. Man kann dieses Handeln keinesfalls schön reden!
Mila meint
Ich würde gerne irgendwie helfen. Wie könnte man das? Ich würde auch gerne mal einen Tag in die Arbeit der Wildpferdeschützer reinschauen. Könnte man das? Ich finde es nicht toll, dass die Wildpferde immer weniger werden. Kann man denn nichts dagegen tun?
Liebe Grüsse
Maja meint
Ich habe so eine Pferderasse und ich liebe sie . Mein pferd heißt Nina und ist mega stur aber ich und Nina halten zusammen und ich will da auch mal hin weil
ich darüber ein Plakat gemacht habe . Und ich fand es mega toll was auch anderer so schreiben ich liebe wilde Pferde und meine erst recht
Liebe Grüsse Maja